Methodik und Durchführung
der Zeitgemäßen (+Selektiven) Entwurmung
Am besten lässt sich der Grundgedanke zur Methodik der Zeitgemäßen (+Selektiven) Entwurmung anhand der Strongyliden – Ei Ausscheidungen von Pferden erklären:
Bei einem Großteil (ca. 70-80%) der erwachsenen Pferde sind öfters und langfristig keine Strongyliden-Ei-Ausscheidungen oder sehr oft nur (sehr) geringe Strongyliden-Ei-Ausscheidungsmengen vorhanden.
Nur einzelne bzw. sehr wenige Pferde im Bestand scheiden viele bis sehr viele Strongyliden - Wurmeier aus (= hohe Eiausscheider). Falls diese Pferde unerkannt bleiben und oder prophylaktisch aber falsch entwurmt werden so kontaminieren genau diese Pferde in der Folge unbekannterweise die gesamten Koppeln aller anderen Pferde.
Um die unterschiedlichen Ei-Ausscheidungs-Typen zu identifizieren, wird bei der Zeitgemäßen (+Selektiven) Entwurmung wie folgt vorgegangen:
Sammlung von zumindest vier Kotproben (=Monitoring Proben) pro Pferd im ersten Jahr der kontinuierlichen Kontrolle (=Kategorisierungsjahr).
Die Auswertung der jeweiligen Monitoring Proben können in allen geprüften und tierärztlichen ZE (+SE) - Laboren erfolgen (siehe auf dieser Seite unter dem Reiter „Durchführende Tierärzte“). Fragen Sie bitte unbedingt bei Einsendung der Monitoring Proben nach, ob in dem von Ihnen beauftragen Labor auch entsprechend den Richtlinien der Zeitgemäßen (+Selektiven) Entwurmung untersucht wird.
Werte unter 200 Eier pro Gramm Kot (EpG)
Solange bei Ihrem Pferd in den Monitoring Proben kontinuierliche Werte unter 200 Eier pro Gramm Kot (EpG) (Strongyliden Eier) nachgewiesen werden, sollte dieses Pferd definitiv NICHT gegen Strongyliden nicht entwurmt werden.
Somit wird (aufgrund dem Einsparen von unnötigen Mengen an Wurmkur Wirkstoffen) früh- und langzeitig einer beginnenden oder sich weiterentwickelnden Resistenz gegenüber den bekannten Wurmkuren verwendeten Wirkstoffen entgegengewirkt.
Wichtig ist es hierbei zu wissen, dass ein geringer Wurmbefall keinerlei gesundheitliche Beeinträchtigung der Pferde verursacht und eher sogar noch das Immunsystem anregt.
Werte über 200 Eier pro Gramm Kot (EpG)
Sobald ein Pferd jedoch auch in nur einer einzigen Monitoring Probe einen der definierten Schwellenwerte überschreitet (z.B. bei Strongyliden Eiern 200 EPG oder mehr), wird das Pferd mit einem wirksamen Medikament (= Anthelminthikum) sofort entwurmt (in Absprache mit dem behandelnden Tierarzt und der nach erfolgter Abklärung der Resistenzlage am einzelnen Hof).
Als sehr entscheidend für die Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit der Beprobungen im Zuge der Zeitgemäßen (+ Selektiven) Entwurmung ist jedoch zusätzlich die sogenannte Wirksamkeitsprobe (WKP). Diese Wirksamkeitsprobe muss 14 Tage nach einer erfolgten Entwurmungsbehandlung durch den Besitzer erneut an das zertifizierte ZE (+SE) Labor zur Untersuchung eingesendet werden.
Erst diese Wirksamkeitsprobe gibt den entscheidenden Hinweis darauf, ob das verwendete Entwurmungsmittel genügend effektiv und wirksam war oder ob eine mögliche Resistenzbildung vorliegt.
Die Wirksamkeitsprobe gibt Auskunft über folgende wichtige Fragen:
- Wie hoch ist die Eiausscheidung noch nach der erfolgten Entwurmung?
- Ist der verwendete Wirkstoff noch wirksam?
Nur Tierärzte können adäquat die Zeitgemäße (+Selektive)Entwurmung anbieten und durchführen.
Fragen Sie zuerst einmal bei Ihrem Haustierarzt nach, ob er bereits die Zeitgemäße (+Selektive) Entwurmung kennt, anbietet oder vielleicht auch sogar schon im eigenen Hauslabor durchführt.
- Falls dies noch nicht der Fall sein sollte, können Sie gerne eines der auf dieser Homepage aufgeführten tierärztlichen Hauslabore zur Probeneinsendung kontaktieren (siehe unter dem Reiter „Durchführende Tierärzte“)
- Oder sie kontaktieren direkt das Netzwerk für die Zeitgemäße (+Selektive) Entwurmung über die E-Mail Adresse :
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! - Gerne werden Ihnen bei Kontaktaufnahme nochmals ausführlich alle Ihre noch anstehenden Fragen beantwortet.
Bitte sammeln Sie immer nur frischen Kot (ca.120 - 150g) ein und verbringen / versenden Sie diesen noch am selben Tag nach vorheriger Absprache mit der betreuenden Tierarztpraxis / dem betreuenden Labor dorthin.
Achten Sie selbst und stark darauf, dass das untersuchende Labor Kenntnis über das Regelwerk der Zeitgemäßen (+Selektiven) Entwurmung hat.
Ein solches Labor sollte zumindest folgende 3 Untersuchungen anbieten können:
- Das modifizierte McMaster Verfahren,
- das kombinierte Sedimentations/Flotationsverfahren und
- eine Larvenanzucht.
- Zumeist können Sie binnen 3 -5 Tagen mit einem Ergebnis aus einem (zertifizierten) Hauslabor rechnen.
- Fragen Sie nach Ablauf dieser Zeit Ihre Ergebnisse auf der Webseite von SIDATA Horseware ab oder wenden Sie sich bitte im genannten Zeitrahmen erneut an die Tierarztpraxis, um das Ergebnis zu besprechen.
- Falls Sie dem Service zur Benachrichtigung für die nächste Monitoring - Probe nicht ausdrücklich wiedersprechen, so erhalten Sie in manchen tierärztlichen Hauslaboren im entsprechenden Zeitraum eine Erinnerungs-Postkarte. Diese Hilfe soll dazu beitragen, dass eine notwendige Abgabe einer Kotprobe nicht in Vergessenheit gerät. Die Hauslabore sehen den Postkarten Versand als Service, jedoch nicht als eine rechtsverbindliche Tätigkeit an.
- Die Abrechnung der Kotprobenuntersuchung(en) erfolgt für das jeweilige Hauslabor und die Tierarztpraxen entsprechend der gültigen GOT für Tierärzte.
Vorteile
Sinnvolles Wurm (=Endoparasiten) Management Ihres einzelnen Pferdes / des gesamten Pferdebestandes durch:
- vorgeschaltete Kontrolle (der Behandlungsnotwendigkeit)
- und durch eine nachgeschaltete Kontrolle der Behandlungswirksamkeit (Diagnostik vor "blinder" Therapie)
Pferde- und Stallbesitzer erlangen erstmals Kenntnis über den wahren Endoparasiten - Status des Einzelpferdes / aller Pferde im Bestand.
Somit können die wirklich gesundheitsbeeinträchtigende Tiere identifiziert und individuell zur eigenen Gesunderhaltung / Gesundung als auch zum Wohle aller anderen Pferde im Bestand behandelt werden.
Erhaltung der Wirksamkeit der Entwurmungsmittel
Verlangsamung der Bildung von Resistenzen gegenüber den Entwurmungsmitteln
Geringere Belastung der Pferde UND der Umwelt mit Medikamenten
Anregung des Immunsystems des Pferdes
Langfristige Gesunderhaltung der Tiere / des gesamten Bestandes
Mittel- bis langfristige Kostenersparnisse
Reduktion der Weidekontamination
Wurmarten
und Ihre potentiellen Gefahren
Vorkommen
Weltweites Vorkommen, zumeist im Dickdarm des Pferdes als Larvenstadium 5 vorzufinden und dort Eier ausscheidend.
Die Eier sind dünnschalig, oval und mit Furchungszellen. Eine Unterscheidung von Eiern der Kleinen und Großen Strongyliden im Mikroskop ist nicht möglich!
Die Adulten Larven sind dünn, gelb-weiss bis hin zu rötlicher Farbe, ca 0,5-3 cm lang.
Eine Krankheitsbild zeigt sich nur nach einem massenhaften Befall. Bei Jungtieren zeigt sich bei solch einem massenhaften Befall zumeist eine gestörte Gewichtszunahme, struppiges Fell als auch wechselnde Kotkonsistenzen.
Ältere Pferde zeigen zumeist eher chronische Durchfälle, Hypalbuminämien oder Neutrophilien.
In sehr seltenen Fällen aber nie ausgeschlossen kann eine larvale Cyathostominose (akuter und dann persistierender Durchfall, Gewichtsverlust, Koliken, Fieber, Ödeme, leider ist in solchen seltenen Fällen auch eine Letalität möglich.
Viele Arten der „kleinen Strongyliden“ sind gegen Benzimidazol-Entwurmungspräparate resistent.
Nachweis
Erfolgt über wiederholte Kotuntersuchung, Einachweise über (modifizierte) McMaster Methode
Behandlungen ab 200 EpG oder höheren EpG Werten.
Bekämpfung
Zeitgemäße (+Selektive) Entwurmung sowie Weidehygiene.
Vorkommen
Diese Dickdarmparasiten des Pferdes kommen nur noch sehr selten in Deutschland vor. Entsprechend mehrerer Studien (Dr. Lena Greite, Dr. Marcus Menzel, Barbara Rigam) liegt die Prävalenz für Strongylus spp. (vulgaris, equinus, edentatus, .... asini nur in Afrika/Asien auftretend) in Deutschland konstant trotz Anwendung der Zeitgemäßen (+Selektiven) Entwurmung bei 1%. Oft wird er über Importpferde in den Bestand eingetragen.
Die Eier sind dünnschalig, oval mit Furchungszellen. Eier werden durch das Larvenstadium L5 im Darmlumen ausgeschieden.
Die Adulten sind dünn, gelb-weiss oder rötlich und ca. 0,5 - 5 cm lang.
Es gibt beschriebene akute (Inappetenz, Fieber, Lethargie, Kolik, veränderte Peritonealflüssigkeit, erhöhte Lactatwerte, ZNS-Störungen, oft rasch letal) und chronische Formen (Inappetenz, Abmagerung, verändertes Haarkleid, z.T. immer wiederkehrender Durchfall und oder Koliken).
Nachweis
Erfolgt über die Kotuntersuchung durch eine 14-tägige Larvenanzucht oder eine PCR Untersuchung.
Bekämpfung
Beim Nachweis Entwurmen + Weidehygiene !
(c) Barbara Rigam
Vorkommen
Eine typische Weideinfektion. Die Pferde infizieren sich, indem sie die „Moosmilbe“ aufnehmen. Diese enthält eine infektionsfähige Larve des Bandwurms.
Nachweis
Der Nachweis erfolgt durch ein Sedimentations-Flotationsverfahren oder durch wiederholte Kotuntersuchungen.
Bekämpfung
Beim Nachweis Entwurmung des gesamten Bestands.
Vorkommen
Gelegentlich können Pferde, v. a. bei Nutzung von Weideflächen von Rindern oder Schafen, mit Leberegeln infiziert sein.
Nachweis
Der Nachweis erfolgt über das Sedimentationsverfahren.
Bekämpfung
Beim Nachweis Entwurmung des gesamten Bestands.
Vorkommen
Vor allem Fohlen infizieren sich in den ersten Lebenswochen.
Nachweis
Der Nachweis erfolgt entweder durch Auffinden des Wurmes im Kot oder durch den Nachweis von Eiern in einer Kotuntersuchung.
Bekämpfung
Bei Nachweis Behandlung des Einzeltieres bzw. des gesamten Bestandes.
Vorkommen
Pferde in Boxenhaltung mit reduzierter Boxenhygiene können sich als Problemfälle darstellen (Reinfektion).
Nachweis
Nachweis der Eischnürre im Perianalbereich oder von Oxyuren am Anus.
Bekämpfung
Beim Nachweis Entwurmen und Boxenhygiene verbessern.
Vorkommen
Nur bei gemeinsamer Haltung mit Eseln; sehr selten.
Nachweis
Bei jungen Pferden Auswanderung (bis 9 Monate), ansonsten durch entsprechende anamnestische und klinische Abklärung.
Bekämpfung
Bei entsprechendem Nachweis/Anamnese oder therapieresistenten Husten sollte eine Entwurmung durchgeführt werden.
Quelle: Dieses Bild wurde dankenswerterweise vom Institut für Parasitologie, Universität Zürich, zur Verfügung gestellt.
Vorkommen
Eine reine Neugeboren-/Jungtiererkrankung.
Nachweis
Über Kotuntersuchung, ggf. auch das Auswanderverfahren.
Bekämpfung
Beim Nachweis entwurmen.
Vorkommen
je nach Region.
Nachweis
Auffinden der typischen Eier im Haarkleid.
Bekämpfung
im Spätherbst, werden durch Entwurmung ebenfalls erfasst.